Wie entstehen Wellen – Grundlagen zum Lesen eines Surf Forecasts
In diesem Beitrag lernst du die Grundlagen über Swells, wie Wellen entstehen und wie sie brechen – unverzichtbares Wissen für jeden Surfer zum Lesen eines Surf Forecasts.

Hast du dich schon einmal gefragt, warum die Wellen an deinem Surfspot jeden Tag anders aussehen? Oder warum es Surfspots gibt, die besonders anfängerfreundlich sind, während andere eher erfahrenen Surfern zu empfehlen sind? Vielleicht ist dir auch aufgefallen, dass vermeintlich Anfängerspots plötzlich riesige Wellen aufweisen oder an manchen Tagen völlig flach wie ein See erscheinen.
Um all das zu verstehen – und sogar durch einen Surf Forecast vorherzusehen – ist es für Surfer essenziell zu wissen, wie Wellen entstehen sowie die Grundlagen des Swells und der Wellenbrechung zu verstehen. Dieses Wissen ist die Basis, um einen Surf Forecast richtig zu lesen und die besten Surfbedingungen für dein Level sowie deine Vorlieben bei der Boardwahl (z. B. Longboard oder Shortboard) auszuwählen.
Die Wahl des richtigen Surfspots ist entscheidend für deinen Fortschritt und deine Sicherheit im Wasser. Wenn du verstehst, wie Swells sich über den Ozean bewegen und mit der Küste interagieren, kannst du gezielt Surfspots auswählen, die abhängig von Richtung und Größe des Swells unterschiedliche Bedingungen bieten. (Lerne hier wie du einen Surf Forecast richtig liest)
In diesem Artikel erfährst du die Grundlagen darüber, wie Swell und Wellen entstehen.
Wie entstehen Wellen?
Die Wellen, die wir surfen, entstehen meist durch Wind, der hunderte Kilometer weit weg im Ozean bläst. Dieser wiederum entsteht durch Unterschiede im Luftdruck, die durch Temperaturschwankungen verursacht werden (zwischen Hochdruck- und Tiefdruckgebieten).
Um Druckunterschiede auszugleichen, strömt Luft vom Bereich hohen Drucks in den Bereich niedrigeren Drucks. Solche Druckunterschiede entstehen, weil die Sonne die Erdoberfläche nicht gleichmäßig erwärmt. Je stärker der Unterschied im Luftdruck, desto kräftiger weht der Wind. Ab einer bestimmten Windstärke spricht man von einem Sturm – und genau diese Stürme sind für uns Surfer besonders interessant, da sie die Grundlage für die Entstehung großer Swells bilden. Du kannst solche Stürme auf Wetterkarten, wie Windy oder Windfinder ablesen.
An dieser Stelle darfst du die lokalen Winde, die du am Strand spürst, nicht mit denen der Swell-Entstehung verwechseln!
Wichtig ist, dass der Sturm möglichst weit vom Surfspot entfernt liegt. Europäische Surfspots beispielsweise profitieren von Stürmen, die in der Nähe von Island entstehen. Hier treffen Hoch- und Tiefdruckgebiete zusammen und erzeugen starke Winde. Für die Entstehung von Swells sind folgende Faktoren entscheidend:
- Windstärke: Der Wind muss kräftig genug sein, um Energie auf die Wasseroberfläche zu übertragen.
- Winddauer: Je länger der Wind bläst, desto mehr Energie kann sich im Wasser ansammeln.
- Fetch: Der Fetch bezeichnet die Zeit und Strecke, die ein und derselbe Wind ungehindert über eine Wasserfläche zurücklegen kann. Je länger und weiter der Wind weht – also je größer der Fetch , desto höher sind die Wellen
Wenn der Wind über die Wasseroberfläche bläst, setzt er die Wassermoleküle in Bewegung. Diese bewegen sich jedoch nicht linear vorwärts, sondern eher auf und ab in kreisförmigen Bahnen – den sogenannten Orbitalwalzen. Daher bewegt sich ein Ball oder eine Flaschenpost im Meer eher auf einer Stelle als gezielt in eine Richtung. Auf dem offenen Meer werden also keine Wassermassen transportiert, sondern lediglich Energie in Kreisbewegungen. Stoßen die benachbarten Moleküle aneinander geben sie diese Bewegungsenergie weiter usw, die sogenannte „Wellenbewegung“.

Wenn der Wind nun über lange Strecken, wir sprechen von über hunderten oder gar tausenden Kilometern, konstant im Fetch in dieselbe Richtung bläst, entstehen größere regelmäßigere Wellen (Swell), die sich in Gruppen (Sets) ordnen.
Warum brechen Wellen?
Diese großen Wellen bewegen sich nun über weite Strecken im Ozean und können bis zum Ufer reisen ohne viel an Energie zu verlieren. Wünschenswert für uns Surfer wäre, dass diese Wellenreise nicht durch weitere Winde gestört wird, damit die Ordnung nicht zerstört wird und die Wellen sauber bei uns an der Küste ankommen.

Wenn die Wellenbewegungen des Swells in mehreren Tagen den flacheren Küstenbereich erreichen, wird ihre Energie durch den flacher werdenden Untergrund der Küste abgebremst. Die unteren Orbitalwalzen verlieren an Geschwindigkeit, während die oberen sich weiterbewegen bis sie sich schließlich überschlagen und die Welle bricht.
Faustregel: Eine Welle bricht bei einer Wassertiefe, die etwa 1,3-mal so groß ist wie ihre Höhe.
- zum Beispiel: eine 1-Meter-Welle bricht bei einer Wassertiefe von ca. 1,3 Metern, während eine 1,5-Meter-Welle bei etwa 1,9 Metern Tiefe bricht.
Einfluss von Wind, Gezeiten und Untergrund
Untergrund:
Die Beschaffenheit des Untergrunds spielt eine große Rolle dabei, wie eine Welle bricht. Ein langsam ansteigender Untergrund erzeugt eher sanfte, “mellow” Wellen, während ein abrupt abfallender Untergrund zu steilen und kraftvollen Wellen führt.
- Sanfte Wellen entstehen an Stränden mit langsam ansteigendem Untergrund (z. B. Beachbreaks).
- Steile Wellen bilden sich an Stellen mit abruptem Gefälle, wie bei Reefbreaks, steile Sandbänge – hier können sogar Barrels entstehen.
Gezeiten:
Auch die Gezeiten beeinflussen das Brechverhalten. Bei Flut brechen kleinere Wellen oft erst nahe der Küste als Shorebreak und sind schwer oder unmöglich zu surfen. (Alles wichtige über Surfbedingungen bei verschiedenen Gezeiten erfährst du in diesem Artikel)
Wind:
Lokal einwirkender Wind kann zusätzlich die Qualität der Wellen verändern:
- Offshore Wind: Der Wind bläst vom Land aus auf die Wellen. Diesen Wind haben Surfer am liebsten. Die Welle wird steiler und sauberer
- Onshore Wind: Der Wind bläst vom Meer aus auf das Land. Die Wellen werden dadurch gedrückt, was sie bauchiger machen könnte. Je nachdem wie stark dieser Wind jedoch ist, können die Bedingungen sehr messy werden und es gibt keinen guten Surf mehr.
- Cross Shore Wind: Der Wind bläst seitlich auf die Wellen. Bedingungen mit einem starken Cross Shore können ebenfalls schwieirg sein. Unter Umständen ist eine Seite der Welle deutlich betroffener als die andere
Ohne Winde bzw. Stürme und die dadurch entstehenden Orbitalwalzen gäbe es keine Wellen. Diese transportieren Energie über den Ozean, bis sie an der Küste brechen. Ob eine Welle surfbar ist, hängt neben dem Swell maßgeblich vom Untergrund, den Gezeiten und dem lokalen Wind ab.
Das folgende kurze Video ist meine Lieblings-Veranschaulichung zu diesem Thema und fasst das die Swell- und Wellenentstehung wundervoll zusammen:
Welche Eigenschaften hat ein Swell?
Zusammengefasst ist ein „Swell“ eine Wellenbewegung, die durch Wind oder Stürme auf dem Ozean entsteht. Diese bewegt sich in Gruppen, den sogenannten Sets, fort, bis sie auf eine flachere Küste trifft, sich formt und schließlich bricht.
Ein Set besteht aus etwa 2 bis 7 Wellen, deren Anzahl innerhalb eines Swells konstant bleibt. Zwischen den Sets herrscht eine Pause ohne Wellenbewegung, die sogenannte Swellpause. Je weiter der Swell wandert, desto länger werden diese Pausen. Für Surfer sind geordnete Swells mit langen Pausen ideal, da sie, neben den sauberen Wellen, genug Zeit bieten, ins Line-Up zurückzupaddeln.
Unterschied zwischen Swell und Surf: Es ist wichtig zu verstehen, dass der Swell nicht gleich die Welle ist, die wir vom Strand aus beobachten können bzw. die wir surfen. Daher ist es wichtig im Kontext eines Surf Forecasts zwischen Swell und Surf zu unterscheiden.
Ein Swell wird durch folgende Faktoren charakterisiert:

Swellhöhe
Die Swellhöhe wird in Metern (oder Fuß) angegeben. Sie wird durch die Messung der Wellenbewegung, beispielsweise mit Bojen, auf dem offenen Ozean bestimmt, bevor die Wellen die Küste erreichen. Dabei wird die Höhe von der Wellenmulde (tiefster Punkt) bis zum Wellenkamm (höchster Punkt) gemessen.
Periode
Die Swell-Periode gibt die Zeit in Sekunden an, die zwischen zwei Wellen vergeht. In tiefem Wasser bewegen sich Wellen mit längerer Periode schneller als solche mit kürzerer. Sobald sie auf auf die Küste treffen, werden sie abrupt abgebremst und brechen kraftvoller.
- Eine Periode bis 5 Sekunden ist meist mit schwachen und wenig klaren Wellen in Verbindung zu bringen. Die Wellen entstehen meist durch regionale und lokale Winde
- Bei einer Periode ab ca. 8 Sekunden +/- kann man davon ausgehen, es handelt sich um Swell. Die Wellen sind deutlich klarer und besser geformt und haben mehr Energie (Kraft). Vor allem Swell ab 12 Sekunden sind sehr beliebt bei Surfer, Wenn ein solcher Swell angesagt ist, sind sie dann schon bereit eine Reise auf sich zu nehmen um am Surfspot zu sein
- Ab ca. 17 Sekunden wird es selten. Nur wenige Spots empfangen Wellen mit solcher Periode. Hier ist Vorsicht geboten, gerade als Anfänger, denn die großen Wellen haben viel Kraft!

Ein Beispiel: Ein 0,5-Meter-Swell mit einer Periode von 18 Sekunden kann an einem geeigneten Spot eine 2-Meter-Surfwelle erzeugen. Daher ist es beim Lesen eines Surf-Forecasts entscheidend, die Periode zu beachten – oft mehr noch als die Swellhöhe.
Längere Perioden transportieren zum einen mehr Energie, denn die Energie der Orbitalwalzen reichen 1,5x der Wellenlänge bzw. -periode in die Tiefe, und zum anderen größere Wassermassen (Länge x Höhe). Dadurch wirkt an der Küste bei flacherem Untergrund mehr Energie und mehr Wasser wird zu einer Welle aufgetürmt.
Swellrichtung
Die Swellrichtung wird in Grad angegeben und zeigt an, aus welcher Richtung die Wellen ursprünglich kommen. Sie beschreibt den Winkel zwischen der Nordrichtung (0°) und der Richtung, aus der die Wellen kommen. Zum Beispiel käme ein Swell mit 45° aus Nordosten.
Primary Swell vs. Secondary Swell
Für das Lesen eines Surf Forecasts ist es wichtig zu wissen, was ein primärer und sekundärer Swell ist:
- primäre Swell ist die Wellenenergie mit dem höchsten Potenzial, die Küste zu erreichen, während der
- sekundäre Swell die zweitstärkste Energie darstellt. Treffen primärer und sekundärer Swell aus der gleichen Richtung auf denselben Surfspot und dieselbe Küste, können sie sich überlagern und dadurch größere, kraftvollere Wellen bilden.
Fazit
Dank Surf Forecasts erhalten wir auf einen Blick viele wichtige Daten, die zur Einschätzung der Surfbedingungen notwendig sind, und ersparen uns das Lesen von Wetterkarten. Je besser wir jedoch verstehen, was ein Swell ist und wie Wellen entstehen und brechen, desto einfacher wird es, diese Daten richtig zu interpretieren – und zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Wer sich als Surfer mit der Theorie der Wellenentstehung beschäftigt, entwickelt ein tieferes Verständnis für die natürlichen Rhythmen des Ozeans und stärkt seine Verbindung zur Natur. So wirst du in der Lage sein, intuitiver zu handeln, das Beste aus deinen Surfsessions herauszuholen und deine Surfreisen noch besser zu planen.
In diesem Artikel hast du die Grundlagen der Swell-und Wellenentstehung kennengelernt, die dir helfen einen Surf Forecast zu lesen und besser zu interpretieren.
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